Istrien

Istrien
Ịs|t|ri|en; -s:
Halbinsel im Adriatischen Meer.
Dazu:
ịs|t|risch <Adj.>.

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Ịstri|en,
 
kroatisch und slowenisch Ịstra, italienisch Ịstria, Halbinsel zwischen dem Golf von Triest und dem Kvarner, an der Nordküste des Adriatischen Meeres, Nord-Süderstreckung 100 km, größte Breite 75 km, umfasst 3 199 km2, davon 12 % zu Slowenien (im Norden) und 88 % zu Kroatien (im Süden) gehörig, 280 000 Einwohner. Die Bevölkerung besteht heute vorwiegend aus Kroaten (rd. 73 %) und Slowenen (rd. 27 %). Die meisten Italiener (1945: 24 % der Bevölkerung) sind nach dem Zweiten Weltkrieg nach Italien übergesiedelt; die italienische Minderheit beträgt etwa noch 30 000 Einwohner Hauptorte sind Pula (Kroatien) und Koper (Slowenien).
 
Istrien steigt von der niedrigen Südwestküste pultartig zur Istrischen Platte an, die größtenteils aus Kreidekalken aufgebaut ist. Der Nordosten der Halbinsel, »Weißistrien« (nach der Farbe des anstehenden Gesteins), wird von dem öden und unwegsamen Karstgebiet des Tschitschenbodens und der Učka (1 396 m über dem Meeresspiegel; von 5 km langem Straßentunnel unterfahren) eingenommen. Im anschließenden »Gelbistrien« sind alttertiäre Sandsteine und Mergel zu einem gelbbraunen bis grauen Boden verwittert, der ackerbaulich genutzt wird. Als »Rotistrien« wird der flache, mit Terra rossa bedeckte Süden Istriens bezeichnet.
 
Die Küste ist durch ertrunkene Flusstäler reich gegliedert und besitzt ausgezeichnete Naturhäfen wie die Bucht von Pula. Im Küstengebiet weist die Vegetation dank des milden Klimas immergrüne mediterrane Elemente auf (Macchie), auch der Ölbaum gedeiht hier noch. Die Wirtschaft beruht im Wesentlichen auf der Landwirtschaft (Getreide, Wein, Oliven), der auf den Kalkhochflächen betriebenen Viehzucht und zunehmend auf dem Fremdenverkehr (besonders in Portorož, Poreč, Rovinj, an der Südspitze, um Opatija). Industrie ist hauptsächlich in Pula, besonders Hafenindustrie mit Schiffbau, und Koper angesiedelt; Koper ist der größte Hafen Sloweniens. Von geringerer wirtschaftlicher Bedeutung sind die Bodenschätze: Steinkohle (bei Raša), Quecksilber, Bauxit.
 
 
Das von illyrischen und keltischen Stämmen (Istrani, Japoden, Liburni) besiedelte Istrien kam im 3. Jahrhundert v. Chr. erstmals mit den Römern in Berührung, die das Land und die vorgelagerten Inseln zwischen 229 und 50 v. Chr. unterwarfen. Mit dem Untergang des Weströmischen Reiches gehörte Istrien kurzfristig zur Herrschaft Odoakers und der Ostgoten. 539/544 fiel es an Ostrom (Byzanz) und wurde danach in mehreren Phasen von verschiedenen (süd-)slawischen Gruppen (den späteren Kroaten und Slowenen) besiedelt. 789 dem Fränkischen Reich, 952 dem Herzogtum Bayern und 976 dem Herzogtum Kärnten angegliedert, wurde Istrien 1040 eine eigene Markgrafschaft im Heiligen Römischen Reich (unter Herrschaft der Eppensteiner, Sponheimer, Andechs-Meranien, endgültig seit 1209 des Patriarchats von Aquileja), während die istrische Seestädte allmählich unter die Vorherrschaft Venedigs kamen, bis 1331 auch der Hauptteil (»Inneristrien«); der Nordosten um Pisino (Mitterburg) fiel an die Grafschaft Görz (mit dieser 1500 an Habsburg). Nach dem Frieden von Campo Formio gehörte ganz Istrien 1797-1918 zu Österreich (seit 1849 Kronland); zwischenzeitlich war es 1809-14 nach dem Vertrag von Schönbrunn Teil der napoleonischen Illyrischen Provinzen. Im 19. Jahrhundert entstand mit dem Illyrismus und der italienischen Nationalbewegung der »Istrienkonflikt« (Istrienfrage; Adriafrage); 1919/20 fiel Istrien an Italien (nach 1923 italienisiert) und kam 1947 (ein kleiner Rest, die Zone B 1954) an Jugoslawien - Kroatien beziehungsweise Slowenien - (außer Triest). Seit 1991 strebt Istrien politische Autonomie an.
 
 
A. Gnirs: Istria prae romana (Karlsbad 1925);
 S. Mlakar: Die Römer in I. (Pula 1962);
 K. Sotriffer: I. u. der Karst. Gesch., Kultur u. Landschaft (Linz 1972);
 R. Zürcher: Friaul u. I. (21989).
 

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Ịs|tri|en; -s: Halbinsel im Adriatischen Meer.

Universal-Lexikon. 2012.

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